Mein Ostern ist Tünchen am Gründonnerstag, damit die Auferstehung Jesu uns sauber findet. Mein Ostern ist Eierfärben (nicht mit Handelsfarbe sondern im Basar gekaufter Farbe) und mit viel Essig, sodass die Eier schön glänzen. Das ist meine Chance, eine richtige Hausfrau zu werden und meine Beziehung zur Natur neu zu definieren. Das Dorf, die Großmutter, nasses Gras und verbranntes Holz.
Mein Ostern ist Geruch von Lauch, Sellerie und Fenchel, Frikadellen aus Fischrogen. Auf dem Hof-Tisch gedeckt mit Plastiktischdecke legen die Tomaten geschnitten in Vierteln mit Salz. Spaghetti mit Öl-freie Tomatensoße, Brot, Oliven und Halva. Eine schnelle Mahlzeit nach den Ostereinkäufen bevor wir wieder mit den Arbeiten anfangen. Meine Bilder. Das ist unsere Art zu sagen, dass auch dieses Jahr alles gut gelaufen ist; auch wenn nicht. Trauerglocken am Karfreitag und Regen. An dem Tag, wann die Zeit anhält und dann wieder beginnt.
Karsamstagnachmittag setze ich mich auf dem Hof und hacke Lammleber, -Innereien und Gemüse auf dem Holzbrett klein. Drei Generationen von Frauen bestehen neben einander. Nachdem wir aus der Kirche mit den geschmolzenen Kerzen zurückgekommen sind, bereiten wir die Zitrone-Eier Soße für die «Mageiritsa» vor. Das ist unser Moment.
Am nächsten Tag – etwas schlecht gelaunt und etwas fröhlich- trinken wir den Morgenkaffee und sonnenbaden. Wir sind alle zusammen! Am zweiten Tag des Osterfestes und können wir mit den Ausflügen beginnen. Wir haben die Erinnerungen meiner Vorfahren festgehalten und die Blutsbande sind erneut worden. Der Begriff der Tradition fasst ex Definitio einen bestimmten Kreis von Menschen um. Wie groß oder klein er ist, ist nicht wichtig. Was wichtig ist, ist, dass die Traditionen tatsächlich das Konzept der Sicherheit und Vertrautheit verkörpern.
Mein Ostern ist einfach die heilsame Erinnerung, dass ich eine zweite Chance habe. Der Nabel meiner Welt.
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