Andersheit, ausgiebiger Sonnenschein, Improvisationskunst und ein paar Lehren daraus zu ziehen
Ein Interview mit Dr. Mark Michalski, Assistenzprofessor am Fachbereich für deutsche Sprache und Literatur (Nationale und Kapodistrische Universität Athen): „Deutsche Landeskunde: Neuere und gegenwärtige Richtungen der deutschen Philosophie”. In Griechenland seit 13 Jahren ansässig.
Dr. Mark Michalski ist tief mit Griechenland verbunden. Heißt es Schicksaal? Das Studium der Philosophie und Klassischen Philologie bereitete seinen Weg. Oder war es eigentlich umgekehrt? Vieles geschah in der Antike auf der Peloponnes: Anlass für den Troischen Krieg, mehrere Tragödien, zwei Epen. Kein Wunder, es war eine Inspirationsquelle für die Literatur. Eben für den 20jährigen Mark, als er die antiken Städte der Peloponnes besuchte. Nachträglich scheint alles Sinn zu machen: Die griechischen Mythen der Kindheit, der Altgriechisch-Unterricht, die erste Studienreise. Immer wurde eine Tür offen gelassen. Schließlich läuft alles auf die Andersheit hinaus und diese Tür macht man nie zu.
Die Beziehung zu Griechenland: „Alles begann mit den alten griechischen Mythen, die in meiner frühen Lektüre und in der Schule eine wichtige Rolle spielten. Vertieft wurde diese Beziehung sehr wesentlich durch den Altgriechisch-Unterricht in den letzten fünf Klassen des Gymnasiums. In diesem Zusammenhang beschäftigte ich mich auch schon ein wenig mit der neugriechischen Sprache. Mein erster Besuch in Griechenland fand 1983 statt. Es war eine Studienreise zu den antiken Stätten der Peloponnes, die mir meine Mutter zum bestandenen Abitur schenkte“.
Der Umzug nach Athen: „Meine Beziehung zum alten Griechenland war wegen meines Studiums der Philosophie und der Klassischen Philologie auch später nie abgebrochen. Außerdem begann ich als Student neugriechische Literatur im Original zu lesen, z.B. Kazantzakis, der in Deutschland relativ bekannt ist. So war Griechenland immer mein Sehnsuchtsland geblieben. Der unmittelbare Anlass zum Umzug nach Athen war dann die für mich sich ergebende Möglichkeit, an der dortigen Universität eine Stelle zu erhalten“.
Perspektivwechsel im Laufe der 13 Jahre: „Meine Ansicht war idealisiert, denn Griechenland war für mich ein Land, auf das ich tiefe Sehnsüchte projiziert hatte. Die Realität, wie ich sie bis heute erlebt habe, ist anders. Gerade im großstädtischen Leben sind auch die negativen Aspekte der Modernisierung sehr präsent, so z.B. die Ökonomisierung und Medialisierung des ganzen Lebens. Ich glaube aber, dass den Griechen und den unter ihnen lebenden Nicht-Griechen aus der Geschichte des Landes Güter vererbt wurden, die für eine Bewältigung der gegenwärtigen Probleme genutzt werden könnten“.
In Hellas suchen die Deutschen: „Ich kann nur für mich selbst und mir persönlich bekannte Deutsche sprechen. Ein wichtiger Punkt ist da, die Andersheit: Hellas und die Hellenen verkörpern für viele Deutsche etwas, was ihnen selbst fehlt. Dies reicht vom ausgiebigen Sonnenschein über den frischen Meeresfisch und den traditionellen Tanz bis zur Improvisationskunst“ (Anm. d. Red. Mal gewinnste, mal verlierste).
Als Tourist: „Ich fühle mich nie gerne als Tourist und vermeide nach Möglichkeit Verhaltensweisen, die für Touristen typisch sind, z.B. ständiges Fotografieren und Blättern in Reiseführern. Wenn ich zu anderen als beruflichen oder sozialen Zwecken reise, dann tue ich dies, um Natur und/oder Kultur hautnah zu erfahren“.
Ein verträumter „Nicht-zu-verpassen“ 24-Stunden-Tag in Athen: „Außer einem Besuch der Akropolis und des Akropolis-Museums sollte man nicht verpassen, einige typische Orte des Lebens in Athen aufzusuchen: den großen Fleisch– und Fischmarkt, eine gute Taverne, ein gutes Kafenion. Abends sollte man bei Gesang und Bouzouki-Klängen in der Gesellschaft Einheimischer Wein trinken“.
Orte und Aktivitäten für einen 5-tägigen-alles-erlaubt-Urlaub: „Baden auf Euböa, Wandern auf Rhodos, kulinarischer Rundgang durch Thessaloniki, Klettern in den Ruinen von Mykene, Meditieren auf dem Berg Athos“.
Ein wertvolles Souvenir: „Ein wertvolles Souvenir wären für mich eine traditionelle griechische Tracht oder einzelne Teile einer solchen“.