Ein Auszug aus der Odysseas Elytis Antwortrede auf die Verleihung des Nobelpreises
„…Liebe Freunde, ich schreibe in einer Sprache, die nur von ein paar Millionen Menschen gesprochen wird. Aber es ist eine Sprache, die – mit einigen wenigen Veränderungen – seit mehr als 2500 Jahren ununterbrochen gesprochen wird. Diese unwahrscheinliche Zeitspanne findet sich wieder in den kulturellen Dimensionen meines Landes; seine räumliche Ausdehnung ist nicht groß, aber die zeitliche unendlich. Wenn ich Ihnen das in Erinnerung rufe, so geschieht das sicher nicht aus Stolz, sondern um die Schwierigkeiten zu zeigen, denen ein Dichter gegenübersteht, wenn er die Dinge, die ihm die liebsten sind, mit denselben Worten benennen muss, die z.B. Sappho und Pindar fast privat gebrauchten, die sich aber in der Zwischenzeit über die gesamte zivilisierte Welt ausgebreitet haben.
Wenn die Sprache nur ein einfaches Kommunikationsmittel wäre, gäbe es kaum Probleme. Manchmal jedoch ist sie ein magisches Instrument. Zudem hat diese Sprache im Laufe der Jahrhunderte eine gewisse Gestalt angenommen. Sie wurde zu einer Hoch-Sprache, und das verpflichtet.
Vergessen wir auch nicht, dass während all dieser 25 Jahrhunderte griechische Poesie geschrieben wurde. Durch all diese Gegebenheiten erklärt sich das große Gewicht der Tradition, das dieses Instrument stützt, davon vermittelt die moderne griechische Poesie ein expressives Bild.
Man könnte sagen, daß die Sphäre, die diese Poesie formt, wie jede Sphäre zwei Pole hat: An einem dieser Pole befindet sich Dionysios SOLOMOS, dem es lange bevor MALLARMÉ auf der europäischen Literaturszene erschien, gelang, mit der größten Strenge und Kohärenz die Konzeption der reinen Poesie zu formulieren: Das Gefühl der Intelligenz unterstellen, den Ausdruck verstärken, alle Möglichkeiten des linguistischen Instruments mobilisieren, indem man sich am Wunder orientiert.
Am andern Pol befindet sich CAVAFIS, der parallel zu T.S. ELIOT erreicht hat, jede Aufgeblasenheit zu eliminieren, die Dinge kurz und exakt zu beschreiben.
Zwischen diesen beiden Polen, mehr dem einen oder dem andern zugeneigt, bewegen sich unsere großen Poeten: Costis PALAMAS, Anguélos SIKELIANOS, Nikos KAZANTZAKIS, Georges SEFERIS.
Das ist, schnell und schemenhaft skizziert, die neo-hellenistische Poesie-Szene.
Wir, die wir folgen, müssen die hohe Bildung, die man uns hinterlassen hat, hüten und sie der zeitgenössischen Sensibilität anpassen. Über die technischen Blindheiten hinaus, müssen wir zu einer Synthese kommen, die sich einerseits den Elementen der griechischen Tradition anpaßt, andererseits den sozialen und psychologischen Forderungen unserer Zeit Ausdruck verleiht. Mit anderen Worten, wir müssen das heutige europäische Griechisch in seiner Wahrheit erfassen und es zur Geltung bringen. Ich spreche hier nicht von Erfolgen, sondern von Absichten, von Bemühungen. Die Orientierungen haben ihre Bedeutung für die Literaturgeschichte.
Aber wie soll sich die Schöpfung in dieser Richtung frei entfalten, wenn die Lebensbedingungen den Schöpfer in unseren Tagen vernichten? Und wie soll eine kulturelle Gemeinschaft geschaffen werden, wenn uns die Verschiedenheit der Sprachen unüberwindliche Hindernisse in den Weg stellt? Wir kennen Sie, und Sie kennen uns durch die 20-30%, die nach der Übersetzung eines Werkes übrigbleiben. Das gilt ganz besonders für diejenigen unter uns, die auf den Spuren SOLOMOS wandeln, der vom Zwiegespräch Wunder erwartet, und Worte so gebraucht sehen will, dass zwischen ihnen Funken sprühen.
Nein, wir bleiben stumm, kommunikationsunfähig.
Wir leiden am Fehlen einer gemeinsamen Sprache. Die Konsequenzen dieses Fehlens einer gemeinsamen Sprache, ich glaube, ich übertreibe nicht, offenbaren sich in der politischen und sozialen Realität unseres gemeinsamen Vaterlandes, Europa.
Wir sagen, und wir stellen es jeden Tag von neuem fest, dass wir in einem moralischen Chaos leben. Und das zu einem Zeitpunkt – das ist noch nie dagewesen −, in dem die Verteilung der Güter, die unsere materielle Existenz betreffen, auf systematische Weise, mit einer Gesetzmäßigkeit, die ich beinah militärisch nennen möchte, mit unerbittlichen Kontrollen vorgenommen wird. Dieser Widerspruch ist typisch: Es gibt zwei Teile; während der eine Teil sich krankhaft vergrößert, ist der andere unterernährt. Die löbliche Absicht, die die Völker Europas anspornt, sich in einem pythagoreischen Sinn zu vereinigen, scheitert heute an der Unmöglichkeit, die atrophen und hypertrophen Teile unserer Zivilisation in Harmonie zu bringen. Unsere Werte begründen keine gemeinsame Sprache.
Für den Dichter ist die einzige Sprache, von der er fühlt, dass man sie gemeinsam gebrauchen kann, die Sprache der Gefühle. Das mag paradox klingen, aber es ist wahr. Die Art und Weise, wie zwei Körper sich anziehen, sich berühren, ist während Jahrtausenden dieselbe geblieben. Und im Gegensatz zu den -zig Ideologien, die unsere Gesellschaft fast erdrosselt haben und uns trotzdem mit leeren Händen dastehen lassen, hat sie nie Anlass zu Konflikten gegeben.
Wenn ich von Gefühlen spreche, so meine ich nicht die unmittelbar spürbaren; ich verstehe darunter die Gefühle, die uns an die äußersten Grenzen unseres Selbst tragen, ich verstehe darunter auch die „Analogie der Gefühle“, die sich in unserem Geist formen.
Denn jede Kunst spricht in Analogien. Eine Linie, gerade oder krumm, ein scharfer oder spitzer Ton, übersetzen einen optischen oder akustischen Kontakt. Wir schreiben alle gute oder schlechte Gedichte in dem Maße, wie wir gemäß der guten oder schlechten Bedeutung eines Ausdrucks leben und denken…“
Odysseas Elytis
Die vollständige Antwortrede hierDen Mythos entziffern
Kann man die Liebe erklären? Versuchen Sie dann zu erklären, warum Sie Griechisch lieben und vor allem, warum Sie es lernen. Nachdem ich unzählige Geschichten über die Leidenschaft der Ausländer für die griechische Sprache gehört habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass das Erlernen einer Fremdsprache ein Rätsel ist, das im Falle von Griechisch eher einem Code ähnelt. Den muss man auch entziffern.
Unser Tipp!
Falls man nach Inspiration oder einfach nach einem schönen Urlaubsort sucht, um Griechisch zu lernen, dann sind die bezirzenden Kulissen der kretischen Natur und Lexis ideal. Der vollständige Name ist Lexis-Zentrum für griechische Sprache und Kultur und so ist es! Übrigens erhielt Lexis die höchste Auszeichnung für das Sprachlehrangebot des Sprachzentrums für 2018. Das Zentrum befindet sich am historischen Platz von Splantzia mit der hohen Platane in der Mitte und dem Minarett, das sich oben auf der Kirche des Heiligen Nikolaos im östlichen Teil des Platzes befindet. Splantzia liegt 5 Gehminuten vom städtischen Markt und von dem venezianischen Hafen von Chania entfernt.
Seit 2000 bietet Lexis Programme für Erwachsene und Kinder aller Nationalitäten an, die Griechisch lernen, ihre Sprachkenntnisse verbessern oder perfektionieren möchten.
Hauptrolle beim intensiven Eintauchen in die Sprache spielen auch die kulturbezogenen Aktivitäten, die kostenlos angeboten werden. Ein Museumbesuch, Präsentation aus den Bereichen der griechischen Malerei und die lokale Küche sind Lupen, unter denen die griechische Sprache und Mentalität enthüllt werden. Besonders im Raum der Gastronomie können viele kulturelle, geschichtliche und sogar sprachliche Elemente auftauchen. In diesem Rahmen bereiten die Schüler ein typisch griechisches Gericht in der Küche der Schule zu, essen alle zusammen -Schüler und Lehrer- in einer Taverne, tanzen kretische Tänze auf dem Schulgelände und sehen sich einen Film an. Entweder in einer Gruppe oder privat ist Griechisch Lernen ein Erlebnis für alle Sinne! Nämlich kommunikativ!
Dass die Schüler einen Schwerpunkt haben möchten oder orientiert gelehrt werden möchten, ist ein häufiges Phänomen. Dazu Spezialkurse wie Literatur– und Altgriechisch-, Prüfungsvorbereitungs- und mündliche Übungskurse, Sprachkurse für Übersetzer oder Dolmetscher und Sommerkurse für Junioren werden geboten.
Schön und völlig ausgestattet sind die Unterrichtsräume und weil Zusatzmaterial immer notwendig ist, gibt es eine kleine Bibliothek. Ein Kulturkurs erfordert wohl eine Küche (in der die Wichtigen Tatsachen des Lebens stattfinden), die von den Schülern als Erfrischungsraum genutzt wird. Dort aber geschehen auch kleine Kochwunder bei den Kochaktivitäten!
Vor allem wird im Lexis Zentrum versucht, die Einstellung gegenüber der Sprache zu formen, zu der der Lehrer manchmal beigetragen hat. Indem Sinne sind die Lexis-Lehrer alle Muttersprachler mit Universitätsabschluss und zeichnen sich durch langjährige Unterrichtserfahrung in Griechisch als Fremdsprache aus.
Infos zu Gebühren und Unterrichtsdetails hier.